Bauen & Renovieren

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Foto: © iStockphoto.com / jhorrocks

Ohne es zu wissen, können wir unser Traumhaus auf den Rücken von Arbeitern am anderen Ende der Welt aufgebaut haben. Aus diesem Grund sollten wir mit Weitblick bauen. Indem wir darauf achten, dass die Umwelt- und Sozialstandards in den Herkunftsländern der Baumaterialien eingehalten werden.

Schwerwiegender Steinabbau

Gerade bei schweren Steinen ist es kaum vorstellbar, dass sie häufig um die halbe Welt transportiert wurden, um zu uns zu gelangen. Doch etwa die Hälfte der nach Deutschland importierten Natursteine und zirka 80 bis 90 Prozent der importierten Pflastersteine stammen aus China. Der in China weiterverarbeitete Granit stammt zum Großteil aus Indien, wo nachweislich hunderttausende Kinder und Schuldknechte unter ausbeuterischen Bedingungen in Steinbrüchen arbeiten müssen. Aus diesem Grund ist es nicht auszuschließen, dass bei uns verwendete chinesische Granitsteine ohne Herkunftskontrolle mit Hilfe von Kinderarbeit hergestellt wurden.

Gerade in den letzten Jahren hat sich der Weltmarkt für Natursteine stark verändert. Waren Natursteine bis vor kurzem noch teure Luxusartikel, werden die aus China, Indien, Brasilien, Vietnam, Iran, usw. importierten Steine heute zu Schnäppchenpreisen angeboten. Viele der Abbauländer verfügen in punkto Arbeitsrecht über keine ausgebauten Gesetze bzw. Überwachungsbehörden, die die Einhaltung des gesetzlich festgelegten Arbeitsschutzes überprüfen und durchsetzen. Dabei ist gerade die Arbeit in Steinbrüchen besonders hart. Unfälle sind keine Seltenheit, Staub, Lärm und monotone Arbeitsabläufe gefährden die Gesundheit.

Steinabbau in Indien

Zwar gibt es auch in Indien moderne Betriebe, in denen Tariflöhne bezahlt werden, Kinderarbeit verboten ist und Maschinen die schweren Arbeiten erleichtern. Doch viele andere Betriebe sind noch weit von solchen Standards entfernt. Hier arbeiten zum Beispiel verarmte Bauern, deren Ernten durch den Minenstaub geschädigt wurden, aber auch Kinder. Die geringsten Löhne, umgerechnet zwischen 0,92 bis 1,3 US-Dollar, bekommen Frauen und Kinder. Doch noch geringer sind die Einkommen der Schuldknechte. Diese müssen sich bei den Steinbruchsbetreibern verschulden, um über die viermonatige Regenzeit zu kommen, in der sie kein Einkommen haben. Diese Kredite müssen sie im Laufe des Jahres abarbeiten.

In vielen Steinbrüchen muss das Trinkwasser aus großen Entfernungen herbeigeschafft werden, da das Grundwasser durch die Steinbrüche nicht mehr genutzt werden kann. Sanitäre Einrichtungen sind oft nicht vorhanden. Aufgrund von Unfällen, Malaria, mangelhafter Ernährung und gesundheitlichen Belastungen durch den Staub brauchen viele Arbeiter medizinische Versorgung, die entweder nicht vorhanden oder nicht bezahlbar ist. Kinder arbeiten zum Großteil mit ihren Eltern in den Steinbrüchen und arbeiten häufig sogar deren Schulden ab. Schulen besuchen sie in der Regel nicht.

Als Großabnehmer von Natursteinen sind vor allem die öffentliche Hand und Baumärkte in der Pflicht, Auskunft über die Produktionsbedingungen der Steine zu geben.

Der alternative Holzweg

Bei Holz gibt es bereits die Möglichkeit, kontrollierte und sozialverträglich angebaute, geerntete und bearbeitete Alternativen zu kaufen. Über die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung und –nutzung gibt es jedoch immer wieder Diskussionen. Sind Teakholz-Plantagen in Malaysia ökologisch verträglich? Kann der Regenwald überhaupt nachhaltig genutzt werden? Ist der Kahlschlag in Sibirien ökologisch unbedenklich?

Bevorzugt sollten heimische Hölzer gekauft werden, doch wer auf Holz aus fernen Ländern nicht verzichten will, wird durch das FSC-Siegel beraten. Es basiert auf anspruchsvollen ökologischen und sozialen Anforderungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Auf dem Weltmarkt haben nachhaltig erzeugte Hölzer allerdings nur eine echte Chance, wenn sie Abnehmer finden, die bereit sind, den in aller Regel höheren Aufwand auch zu bezahlen.

Tipps für Ihre fairen vier Wände

  • Orientieren Sie sich beim Kauf von Natursteinen am Xertifix-Label. Es zeichnet Natursteine aus, die ohne ausbeuterische Kinder- und Sklavenarbeit hergestellt wurden.
  • Wählen Sie Holz und Holzprodukte, die mit dem FSC-Siegel gekennzeichnet sind. Dieses zeigt Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Dabei werden die wirtschaftlichen, sozialen und naturräumlichen Gegebenheiten des jeweiligen Landes berücksichtigt.