Büro & Schreibwaren

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Foto: © iStockphoto.com / SilviaJansen

Deutschland wird gerne als Land der Dichter und Denker bezeichnet. So wundert es nicht, dass jeder Deutsche pro Jahr statistisch rund 256 Kilogramm Papier verbraucht, der EU-Durchschnitt liegt bei 186 Kilogramm pro Jahr. Doch auch Goethe und Schiller dürften über diese Entwicklung wenig erfreut sein, wäre ihnen das Ausmaß der sozialen Auswirkungen der Papierproduktion bewusst. 

2007 betrug die weltweite Papierproduktion 395 Millionen Tonnen. Dabei lagen die USA auf Platz 1, es folgten China, Japan und Deutschland. Die meisten Bäume für die Produktion stammen aus den borealen Urwäldern im Norden Kanadas, Alaskas, Skandinaviens und Russlands sowie den tropischen Urwäldern in Asien und Lateinamerika. Neben den teilweise katastrophalen Folgen für die Umwelt bedeutet dies häufig die Verletzung von Menschenrechten sowie Zerstörung der Lebensgrundlage von zahlreichen Menschen, Pflanzen und Tieren. Regierungen und Konzerne beanspruchen das Land und die darauf wachsenden Ressourcen für ihre Interessen. Obwohl die Rechte indigener und anderer lokaler Bevölkerungsgruppen in einigen Ländern, wie Kanada, Indonesien oder Brasilien, gesetzlich verbrieft sind, werden diese oftmals nicht anerkannt. Die Regierungen, z.B. von Kanada und Russland, vergeben langfristige Lizenzen an Holzkonzerne, die es den Holz- und Zellstoffkonzernen ermöglichen, in die traditionelle Heimat der indigenen Völker einzudringen und den Wald zu roden. In diesem Zusammenhang kommt es immer wieder auch zu Zwangsumsiedelungen. Zugleich hemmen die langfristigen Lizenzen die Entwicklung alternativer Nutzungsformen, Naturschutzbemühungen, wie die Ausweitung von Nationalparks, sowie die Übertragung der Entscheidungsgewalt über die Landnutzung an die indigenen Völker. 

Häufiges Argument der Papier- und Zellstoffkonzerne für ihr Handeln ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Nicht eingerechnet werden dabei, wie viele Arbeitsplätze durch die Waldrodung zerstört wurden, welche Qualität die angebotenen Arbeitsplätze besitzen und wie viele Arbeitsplätze durch andere Landnutzungsformen geschaffen werden könnten. So zeigt eine Studie des World Rainforest Movement aus Brasilien, dass der Anbau von Kaffee mehr als hundert Mal so viele Arbeitsplätze pro Hektar schaffen würde, als es für die Eukalyptusplantagen der Papier- und Zellstoffindustrie der Fall ist. Für die Bewohner geht zudem fruchtbares Ackerland für die Produktion der Grundnahrungsmittel verloren. Darüber hinaus gehen mit dem Anbau von Holz in schnellwachsenden Plantagen ein hoher Wasserverbrauch sowie die Verschmutzung der Wasserressourcen durch einen hohen Pestizid- und Düngemitteleinsatz einher. Der Einsatz von Chemikalien in den Plantagen hat auch gesundheitliche Auswirkungen auf die Arbeiter. So berichten Arbeiter brasilianischer Zellstoffplantagen von Kopfschmerzen, Erbrechen und Magenschmerzen. Eine ebenfalls häufig bei den Plantagenarbeitern auftretende Krankheit war Leucopenia, eine abnormale Reduktion der weißen Blutkörperchen, die bereits zu Todesfällen geführt hat. Neben diesen direkten Folgen der Plantagenarbeit haben viele Arbeiter unter den indirekten Bedingungen und damit einhergehenden Folgen der Arbeit auf den Plantagen zu leiden. So wird z.B. von Plantagen in Südafrika berichtet, bei denen fehlende Sanitäranlagen vermutlich für die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera verantwortlich sind. Da viele Arbeiter ohne eigene Familien bei den Plantagen leben, kommt es häufig zu sexuellen Übergriffen und Prostitution und damit einhergehend zu einem Anstieg der Ansteckung mit HIV.

Obwohl in Deutschland hohe Umweltstandards für die Produktion von Papier- und Zellstoff gelten, werden diese Standards in den Ländern, aus denen Deutschland Zellstoff importiert, häufig nicht eingehalten und damit das Recht auf ein gesundes Leben der Bevölkerung auf eklatante Weise verletzt. So werden teilweise die Abwässer der Fabriken ungeklärt in die Flüsse entlassen und auch die Luftverschmutzung durch die Fabriken kann zu gesundheitlichen Problemen, wie Atemwegserkrankungen, führen.

Tipps für Ihre fairen Schreibwaren:

  • Am besten ist es natürlich, wenn möglichst wenig Papier verbraucht wird. Tipps zum sparsamen Papierverbrauch finden Sie hier.
  • Je mehr Papier recycelt wird, desto weniger neuer Zellstoff muss eingesetzt werden. Aus diesem Grund sollten Sie Altpapier sammeln und dem Kreislauf zurückführen. Entsorgen Sie das Altpapier entweder in der Altpapiertonne oder informieren Sie sich auf der Seite www.papierbank.de über Klein- und Großsammelstellen, die in Ihrer Nähe – ggf. gegen ein kleines Entgelt – das Altpapier entgegen nehmen. 
  • Papier mit dem FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) kennzeichnet Papiererzeugnisse, die (zu einem bestimmten Prozentsatz) aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammen – dazu gehören nachhaltig bewirtschaftete Wälder und Holzplantagen. In die Kriterien des FSC-Siegels fließen neben dem Schutz des Waldes auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Waldbewirtschaftung. Das Zertifikat stellt allerdings nur die Herkunft des Holzes sicher und bezieht sich z.B. nicht auf die ökologische Qualität des Endprodukts. Das Label FSC Mix ist nur eingeschränkt empfehlenswert, da auch Holz zugelassen ist, das zwar aus kontrollierter Waldwirtschaft stammen soll, jedoch nicht durch externe Prüfer kontrolliert wird. Zudem stellt das Zeichen nur die Herkunft des Holzes sicher und bezieht sich z.B. nicht auf die ökologische Qualität des Endprodukts. Weiterhin wird zwar aus dem Zeichen erkenntlich, dass neben FSC-Holz auch anderes Holz zum Einsatz gekommen ist. Der prozentuale Anteil des FSC-Holzes am Endprodukt wird jedoch nicht ersichtlich. Auch das Zeichen „FSC Recycling“ ist nur eingeschränkt empfehlenswert. Es stellt lediglich sicher, dass das genutzte Material nicht aus Frisch- sondern aus Recyclingholzfasern gewonnen wurde. Es bezieht sich z.B. nicht auf die ökologische Qualität des Endprodukts.
  • Papierprodukte aus Fairem Handel erhalten Sie in einem der vielen hundert Weltläden Deutschlands. Einen Weltladen in Ihrer Nähe finden Sie hier.